Jeder Mensch hat das Recht auf freien Zugang zu Information und Bildung. Dies ist in einer freiheitlichdemokratischen Gesellschaft von großer Bedeutung, um jedem Menschen unabhängig von seiner sozialen Herkunft ein größtmögliches Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Dabei sollen die Belange des Lernenden im Vordergrund stehen. Der freie Zugang zu Information und Bildung ist jedoch nicht nur im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung notwendig, sondern auch maßgebend für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Bildung ist eine der wichtigsten Ressourcen der deutschen Volkswirtschaft, da nur durch den Erhalt, die Weitergabe und die Vermehrung von Wissen Fortschritt und gesellschaftlicher Wohlstand auf Dauer gesichert werden können. Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft.

Die öffentliche Bildungsinfrastruktur

Der freie Zugang zu Bildungseinrichtungen ist im Interesse aller. Deshalb ist es Aufgabe der gesamten Gesellschaft, in Form des Staates, eine leistungsfähige und ihrem Zwecke angemessene Bildungsinfrastruktur zu finanzieren und frei zur Verfügung zu stellen. Private Finanzierung öffentlicher Bildungseinrichtungen ist grundsätzlich zu begrüßen, solange sie keinen Einfluss auf die Lehrinhalte hat. Bildungsgebühren jeglicher Art schränken den Zugang zu Bildung ein und werden deshalb von der Piratenpartei kategorisch abgelehnt. Aus diesem Grund ist auch die Lehrmittelfreiheit zu befürworten. Dies kann dadurch erreicht werden, dass die Verwendung und das Schaffen von freien Werken zur Vermittlung von Wissen unterstützt und ausgebaut wird. Diese freien Werke sind nicht nur kostenfrei im Unterricht einsetzbar, sondern ermöglichen dazu dem Lehrenden, ohne rechtliche Hürden das jeweilige Lernmittel an seinen Unterricht anzupassen.

Bildung als individueller Prozess

Jeder Mensch ist ein Individuum mit persönlichen Neigungen, Stärken und Schwächen. Institutionelle Bildung soll daher den Einzelnen unterstützen, seine Begabungen zu entfalten, Schwächen abzubauen und neue Interessen und Fähigkeiten zu entdecken. Die Bildungsinhalte haben auf fundierten und belegbaren Erkenntnissen zu basieren und müssen von einem möglichst neutralen Standpunkt aus vermittelt werden. Dies beinhaltet vor allem eine sachliche Darstellung, die Ausgewogenheit der Standpunkte und eine kritische Quellenbewertung.

Demokratisierung der Bildungseinrichtungen

Die Bildungseinrichtungen sind für die Schüler und Studenten ein prägender und umfassender Bestandteil ihres Lebens. Sie sind deswegen als Lebensraum der Lernenden zu begreifen, dessen Gestaltung und Nutzung ihnen stets offen stehen muss. Eine demokratische Organisation der Bildungseinrichtungen soll den Lernenden eine angemessene Einflussnahme ermöglichen. Auf diese Weise werden demokratische Werte vermittelt und vorgelebt, die Akzeptanz der Entscheidungen erhöht, sowie das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Bildungseinrichtungen gestärkt.

Frühkindliche Bildung

Die frühkindliche Bildung hat für die Piratenpartei eine besondere Bedeutung. Ihre Aufgabe muss es sein, alle Kinder in Ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen so zu fördern, dass sie unabhängig von ihrer Herkunft und ihren körperlichen oder seelischen Grundvoraussetzungen die bestmögliche Unterstützung für den Übergang in den schulischen Bereich erhalten. Die Piratenpartei setzt sich für das Recht auf eine ganztägige Betreuung in Kindertagesstätten für Kinder ab dem dritten Lebensjahr ein. Die Öffnungszeiten der Kitas sollen dem Bedarf der Eltern und nicht dem des Trägers angepasst sein. Die aktuelle Regelung, nur ein Recht auf einen Betreuungsplatz für mind. 4 Stunden pro Tag zu haben ist, an der gesellschaftlichen Entwicklung gemessen, überholt. Alle Kinder besitzen bereits im frühkindlichen Alter ein großes Lern- und Entwicklungspotential. Sie sind neugierig und haben Spaß daran, Neues zu entdecken, auszuprobieren und zu üben. Es ist daher unabdingbar, die Einrichtungen der Tagesbetreuung von Kindern auch als Bildungseinrichtungen anzuerkennen. Ziel der Piratenpartei ist es daher, auf diese Anerkennung nachhaltig hinzuwirken. Damit geht einher, die entsprechenden Regelungen der Finanzierung für Schulen auch hier anzuwenden. Ziel ist es, den Besuch dieser Einrichtungen ebenfalls, wie den Besuch der Schule, kostenfrei zu stellen. Dazu zählt auch das Angebot einer kostenfreien und ausgewogenen Ernährung während der Betreuungszeit.

Berücksichtigung von Vereinbarkeit und Beruf

In Zeiten stagnierender Einkommen bei steigenden Ausgaben ist es für viele Familien mittlerweile erforderlich, dass beide Elternteile einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Arbeitssuchende Eltern haben aber oft Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden, wenn sie keinen Kitaplatz vorweisen können. Der Kitaplatz bleibt diesen Eltern aber wiederum verwehrt, da viele Träger der Kindertagesstätten einen Arbeitszeitennachweis vom Arbeitgeber fordern. Die Piratenpartei schlägt daher vor, die bürokratischen Hürden zur Erlangung eines bedarfsgerechten Betreuungsplatzes auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Es muss den Eltern möglich sein, ihr Kind auch in einer anerkannten Einrichtung in der Nähe ihres Arbeitsplatzes betreuen zu lassen. Ein weiteres Ziel der Piratenpartei ist es, darauf hinzuwirken, dass der Bestand an KitaPlätzen weiter ausgebaut, sowie der Bedarf durch eine zentrale Stelle regionsweit ermittelt wird. Damit soll erreicht werden, dass es auch durch Doppelanmeldungen in unterschiedlichen Einrichtungen keinen Grund für das Vorhalten von Wartelisten mehr gibt.

Schulische Bildung – Lernziele statt Lehrpläne

Jeder Unterricht hat das Ziel, den Lernenden etwas ihnen bisher Unbekanntes bekannt zu machen oder etwas bereits Bekanntes durch Wiederholung im Gedächtnis zu festigen. Dies geschieht entweder durch bewusste Beschäftigung der Lernenden mit einem Thema oder durch Erlernen von Verhaltensweisen und Verfahren während der Beschäftigung mit einem anderen Thema. Sofern die Wahl von Themen oder Verfahrensweisen für das Lernziel nicht von besonderer Bedeutung ist, wird sie von den Lernenden getroffen. Den Lernenden soll bekannt sein, welches Lernziel jeweils verfolgt wird. Die Lernziele ergeben sich so, dass die allgemeinen Ziele der Bildung ausgehend vom jeweiligen Kenntnisstand den Fähigkeiten und den Interessen der Lernenden möglichst weitgehend erreicht werden.

Medienkompetenz

Das Finden, Verstehen, Bewerten und Verbreiten von Informationen in unterschiedlichsten Darstellungen wird in Zukunft immer wichtiger. Das Verständnis der gefundenen Information wird einerseits durch die größere kulturelle Entfernung zu einigen der Autoren erschwert, gleichzeitig ergibt sich durch schnelle und umfangreiche Online-Nachschlagewerke die Möglichkeit, unbekannte Begriffe in Bruchteilen von Sekunden nachzuschlagen. Ein immer größerer Teil des zum Verständnis nötigen Wissens wird also nicht mehr durch Allgemeinbildung geliefert, sondern bei Bedarf erworben. Der Bewertung von Informationen kommt in einer Zeit, da die Verbreitung derselben faktisch kostenlos ist, eine große Bedeutung zu. Daraus ergibt sich, dass auch in Schulen frühzeitig eine Medienkompetenz erworben werden muss. Die Piratenpartei der Region Hannover steht dafür ein, dass begründet durch die bereits erfolgreichen Pilotprojekte und Studienergebnisse sogenannte Laptopklassen flächendeckend eingeführt werden. Um finanziell schlechter gestellte Familien nicht auszuschließen, sollten die benötigten Geräte auch kostenfrei durch die Schule gestellt werden. Ein genereller Erwerbszwang bestimmter Geräte ist abzulehnen. Vielmehr ist ausschließlich Open Source einzusetzen, um größtmögliche Flexibilität zu erreichen und gleichzeitig die Kosten zu minimieren. Für die Klassen 2 bis 6 sollen die Schulbücher sukzessiv durch ebookReader ersetzt werden. Auch diese Geräte sind durch die Schule zu stellen. Da der Unterrichtsinhalt in den Grundschulen nur wenigen Änderungen unterliegt, können diese Geräte mehrere Jahre genutzt werden.

Volkshochschule

Die Erwachsenenbildung ist ein weites Feld. Sie reicht von Alphabetisierungs- und Sprachkursen im Rahmen der Integration von Zuwanderern über die betriebliche Fortbildung und privatwirtschaftliche Qualifizierung bis hin zu einem Zweit- oder Drittstudium an einer Hochschule. Dem lebenslangen und berufsbegleitenden Lernen fällt eine immer weiter zunehmende, wichtige Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft zu. Wir, die Piratenpartei, sehen daher im Rahmen der Volkshochschulen Hannovers eine Chance, das lebenslange Lernen zunehmend zu etablieren und regen an, entgegen geplanter Kürzungen, die VHS weiter auszubauen und zu professionalisieren.

Das reicht von der Errichtung weiterer Zweigstellen bis hin zum Ausbau zusätzlicher, zertifizierter Fortbildungsmöglichkeiten. Beispielsweise mit der Einführung von Summerschools, Kursen und Rahmenlehrplänen in Kooperation mit den Berufsakademien, Fachhochschulen und Universitäten, können die Volkshochschulen noch effizienter als bisher in unsere Bildungslandschaft integriert werden. Die Einführung und der weitere Ausbau von Online-Werkzeugen, welche ein orts- und zeitunabhängiges Lernen ermöglichen, sind damit ebenfalls wie im allgemein-schulischen Bereich unerlässlich.

Finanzierung

Die bildungspolitischen Aufgaben, die vor uns liegen, können durch eine Umschichtung der Landesmittel allein nicht finanziert werden. Der Bildungshaushalt zur Realisierung der Aufgaben muss dazu angehoben werden. Um dies zu realisieren, muss gemeinsam mit dem Bund ein neuer Finanzierungsmodus vereinbart werden. Bildung darf nicht allein Sache der Länder bleiben! Durch die Verbesserung der Bildung wird die zukünftige Grundlage für ein gleichmäßiges, wirtschaftliches Wachstum und damit für steigende Steuereinnahmen gelegt. Folgekosten in den sozialen Sicherungssystemen können nachhaltig eingespart werden.

Die Piratenpartei geht davon aus, dass höhere Bildungsausgaben kurzfristig durch Einsparung von Subventionen und mittelfristig durch Steuermehreinnahmen und Einsparungen finanziert werden können.

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